Siehst Du mich? Wer bin ich?

Hallo liebe Leser*In,

ich war vor kurzem im Kinofilm “Avatar 2 – The Way of Water” und dort gibt es unter anderem eine Szene, in der der Vater Jake Sully zu einem seiner zwei Söhne sagt: “Ich sehe Dich.”

Es war eine von vielen Szenen dieses großartigen Filmes (wie ich finde), die mich über das Thema “Gesehen werden” hat intensiver nachdenken lassen.

Wer bin ich?

Ich hatte letztens eine junge Klientin, die mir zum Anfang der Sitzung erzählt hat, dass sie große Schwierigkeiten habe, sich zu entscheiden. Dass sie sich sehr schwer vom Außen abgrenzen kann und sich immer sehr viele Gedanken um andere Menschen mache. Ich habe sie dann gefragt, ob sie wüßte, wer sie sei, was sie sehr schnell mit einem “Natürlich!” beantwortet hat. Als ich sie dann bat, mir zu beschreiben, wer sie denn sei, konnte sie mir das tatsächlich nicht beantworten.

Das Unbe(ob)achtete


Ein anderer Klient von mir, mittlerweile 82 Jahre alt, hat bei mir ein Coaching angefangen, weil er mir zwar sehr gut sagen kann, wer er bisher alles war, er dennoch weiß, dass es in ihm immer noch unbeobachtete/unbeachtete Anteile gibt. Diese haben mit früheren Situationen in seinem Leben zu tun, die als unverarbeitete Erinnerungen in seinem Unterbewusstsein schlummern. Er hat vor Jahren sehr viele Skizzen, Zeichnungen, Bilder angefertigt und gemalt, die er aber nie weiter aufgearbeitet, für sich näher interpretiert hat. Nun ist er bereit dazu und daher werden einige davon (von ihm selbst ausgewählt) als wichtige/n Grundlage/Ausgangspunkt für das Coaching dienen.

Selbstfindung

Ein Freund von mir steckt in den Anfängen seiner Veränderung. Er hat nach einer langen Phase von “sich wegducken”, von “keine Verantwortung übernehmen”, von “nicht wirklich am Leben teilnehmen”, erkannt, dass das so nicht weitergeht. Es ist für ihn natürlich alles andere als einfach, sprechen wir hier schließlich von einem Zeitraum von über vier Jahrzehnten, in denen er ein Leben auf der Oberfläche geführt hat. 

Nun fängt er an, sich selbst kennenzulernen. Er entdeckt Seiten an sich, die er gar nicht so gut findet. Er reflektiert sein bisheriges Verhalten, das er gar nicht (mehr) mag. Er stellt sich als Person selbst in Frage und sagte letztens am Telefon zu mir: “Ich finde mich gerade nicht.”

Unsichtbarkeit

Als ich mich vor über fünfzehn Jahren auf den Weg zu mir selbst gemacht habe, habe ich lange Zeit das Gefühl gehabt, ich sei unsichtbar. Ich habe damals zu einer Freundin gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass die Menschen durch mich hindurchschauen, dass sie mich nicht sehen. Dass konnten sie auch nicht, denn ich habe mich selbst ja gar nicht gesehen. Ich war auf der berühmten Suche nach mir selbst, denn eine der elementarsten Fragen der Menschen ist:

“Wer bin ich?”


Wir Menschen verschwenden so unglaublich viel Energie auf die Außenwirkung. Wir kümmern uns oftmals mehr um andere Menschen, wie meine junge Klientin, als um uns selbst. Das wirkt oftmals hilfsbereit, altruistisch und als Gegenteil von egoistisch. Doch tatsächlich ist es das meistens nicht, denn es ist eher eine Flucht vor sich selbst. Es ist eine anerkennungsheischende Art, um Aufmerksamkeit zu bekommen und umgekehrt. Es ist das meinen zu wissen, was einer anderen Person guttut, um sich selbst dadurch mehr aufzuwerten.

Das mag jetzt hart klingen und den Eindruck erwecken, dass wir uns bloß nicht um andere kümmern sollen, aber das sage ich damit definitiv nicht. Ich sage damit nur, dass wir unsere Motive immer wieder überprüfen sollten, wenn wir merken, dass wir etwas im Ungleichgewicht tun.

Wahrnehmung

Es war natürlich sehr schön, als der Vater Jake Sully seinem Sohn endlich mit dem Satz “Ich sehe Dich” gesagt und gezeigt hat, dass er ihn wahrnimmt. In ihm das sieht, als dass der Sohn gerne wahrgenommen werden möchte. Doch bevor das geschieht, müssen wir zunächst einmal selbst wissen, wer wir sind. Wir können die Außenwelt nicht dafür verantwortlich machen, wenn sie uns nicht sieht, nicht wahrnimmt oder eben nur so wahrnimmt, wie wir uns präsentieren.

Wenn das Feedback Deiner Mitmenschen also nicht so ist, wie Du das gerne hättest, dann überlege Dir und schaue darauf, wie Du Dich verhältst. Wenn Du nur gibst, um als “toll, empathisch, hilfsbereit” wahrgenommen zu werden, dann darfst Du Dich nicht wundern, wenn Du Dich über diesen Weg auf Dauer verlierst. Wenn Du Dich erschöpft fühlst. Wenn Du nicht in der Beziehung lebst, in der Du gerne sein möchtest. Zuallererst mit Dir selbst.

Erst wenn Du Dich selbst sehen kannst, können Dich auch Deine Mitmenschen sehen.

Ich danke Dir, dass Du meine Blogbeiträge liest. Solltest Du jemanden kennen, den dieser Beitrag auch interessieren könnte, so leite diesen Blogbeitrag sehr gerne weiter ❤️

Sehende Grüße 👋

Kim

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